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Channel: Kommentare zu: Liberalisierung lieber ohne Liberale
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Von: Steffen Hentrich

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@Nudelsuppendezernat: Das Problem der niedrigen Zeitpräferenzrate, so es denn wirklich besteht und nicht immer nur behauptet wird, liese sich durch das Design der Konzessionsausschreibung wirksam vorbeugen. Eine Alternative wäre beispielsweise ein Barwertauktion, bei nicht eine feste Laufzeit der Konzession ausgeschrieben wird, sondern derjenige Bieter gewinnt, der über eine unbegrenzte Laufzeit den geringsten Barwert des Gewinns aus dem Projekt erwartet, der sich wiederum aus den Netznutzungsentgelten der Strecken ergibt. Die Vertragslaufzeit endet erst, wenn dieser Gewinn realisiert ist und das Projekt erneut ausgeschrieben werden kann. So wäre das Nachfragerisiko für den Netzbetreiber minimiert, gleichzeitig der Anreiz gering, überhöhte Netznutzungspreise zu verlangen, da diese lediglich die Projektlaufzeit verkürzten und nicht nicht den Gesamtgewinn erhöhen. Die Aussicht auf den Gewinn einer weiteren Auktion des Netzes würde auch die Anreize für einen langfristigen Netzerhalt sichern. Ergänzend könnte dem Betreiber eine nicht an den Gewinn angerechnete Erfolgskomponente der Netznutzungsentgelte eingeräumt werden.

Die Richtung der Geldflüsse ist sicherlich nicht leicht zu beantworten, da viele Investitionen in diesem bereich grundsätzlich mit öffentlichen (Förder-)Geldern getätigt werden. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Wasserversorgung in manchen Gegenden eine gute Quelle der internen Subventionierung der Kommune ist. Eine nichtmonetäre interne Subventionierung politischer Macht erfolgt mit kommunalen Versorgungsunternehmen sowieso, weshalb viele Lokalpolitiker so vehement an ihren öffentlichen Unternehmen festhalten.

@philipp: Das Bohren eines Brunnens ist in vielen Gegenden kein großes Problem, da grundwasserführende Schichten oft weniger als zwanzig meter tief liegen. Als meine Eltern südlich von Berlin in den achtziger Jahren ihren letzten Brunnen bohrten konnte der Brunnenbohrer bei zehn Metern aufhören und noch heute kann man daraus (halblegal) Wasser für den Garten ziehen. Darüber hinaus wäre ja auch nicht ausgeschlossen, dass man ganz auf eine leitungsgebundene Wasserversorgung verzichtet und stattdessen Tankwasser nutzt oder Brauchwasser aus Regen oder offenen Quellen. Denkbar ist vieles und je nach herrschender Bedingung erwägenswert. Natürlich funktioniert das in Städten weniger gut, aber dann gilt das vorher gesagte, die Konzessionen können im Wettbewerb um den Markt ausgeschrieben werden.

@Pit: Wenn das so wäre wie sie es sagen, dann hätten wir in Deutschland eine Zwei-Klassen-Wasserversorgung, bei der die 64 Prozent privat organisierter Wasserversorgung unter systematisch schlechteren Bedingungen erfolgt als der Rest, was offensichtlich nicht der Fall ist. Auch auf anderen privatwirtschaftlich dominierten Märkten haben wir es nicht grundsätzlich mit Qualitätsproblemen zu tun, auch nicht bei den leitungsgebundenen Dienstleistungen wie Telekommunikation, Schienen- und Straßenverkehr. Was das bezahlen der Luft zum atmen betrifft, ist das solange nicht nötig, wie sie nicht knapp wird. Glücklicherweise sind wir weit davon entfernt. Sollte es jedoch jemals dazu kommen, dann wäre ein Markt einer staatlichen Rationierung auf jeden Fall vorzuziehen.


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